1. Diagnose

komplexe posttraumatische Belastungsstörung

Definition:

Unter dieser Diagnose versteht man eine andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung. Als komplexe PTBS wird ein psychisches Krankheitsbild bezeichnet, das sich infolge schwerer, anhaltender Traumatisierungen (z.B. Misshandlungen oder sexueller Missbrauch, physische und/ oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, Existenz bedrohende Lebensereignisse) entwickeln kann.
Es kann sowohl direkt im Anschluss an die Traumata, als auch mit zeitlicher Verzögerung (Monate bis Jahrzehnte) in Erscheinung treten. Im Unterschied zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist es durch ein breites Spektrum kognitiver, affektiver und psychosozialer Beeinträchtigungen gekennzeichnet, die über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Der Begriff Komplexe PTBS wurde für dieses Krankheitsbild erst 1992 durch Judith Herman eingeführt und ist im deutschen Sprachraum bislang noch nicht vollständig etabliert.

Die andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung beschreibt ein Störungsbild, das auch Aspekte interaktioneller Veränderungen nach einer Traumatisierung berücksichtigt:

1. Eine feindliche oder misstrauische Haltung der Welt gegenüber.
2. Sozialer Rückzug.
3. Gefühle der Leere oder Hoffnungslosigkeit
4. Ein chronisches Gefühl von Nervosität wie bei ständigem Bedroht sein.
5. Entfremdung.

Die Persönlichkeitsveränderung muss über mindestens 2 Jahre bestehen und nicht auf eine vorher bestehende Persönlichkeitsstörung oder auf eine andere psychische Störung außer einer Posttraumatischen Belastungsstörung zurückzuführen sein. Eine schwere Schädigung oder Krankheit des Gehirns, die gleiche klinische Bilder verursachen können, muss ausgeschlossen werden.