Tipps für Angehörige

Es ist mir, als ehemaliger Magersüchtigen, irgendwie unangenehm, Angehörigen Ratschläge zu erteilen. Ich glaube jedoch, dass ich besser einschätzen kann was einer Betroffenen in dieser Zeit hilft und was ihr schadet.

 

Hier sind einige Tipps:


  • Information ist alles
  • Hören Sie zu
  • Sprechen Sie Sorgen und Bedenken ganz offen aus
  • Durchschauen Sie die Magersucht
  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
  • Halten Sie Kontakt
  • Zeigen Sie Verständnis bei Verweigerung der Körpernähe
  • Halten Sie sich nicht für klüger

 

 

 

Information ist alles!

 

Informieren Sie sich so gut wie möglich über diese Krankheit und lernen Sie ihre Tücken und Schwächen kennen.

 

So können Sie der Betroffenen am besten helfen.

 

 

Hören Sie zu!

 

Wenn die Betroffene mit Ihnen sprechen will, nehmen Sie sich Zeit. Erteilen Sie keine voreiligen Ratschläge das macht die Betroffene meist wütend und sie zieht sich zurück.

 

Wenn Sie dennoch Ratschläge geben, bleiben Sie in der Ich-Perspektive.

 

Sagen Sie nicht: „Du musst wieder zunehmen!“

 

Besser: „Ich finde du bist zu mager geworden. Ich würde mich freuen, wenn du wieder zunehmen würdest und werde dich dabei unterstützen wenn du willst.“

 

Seinen Sie jedoch nicht frustriert, wenn Ihre Hilfe abgelehnt wird.

 

 

Sprechen Sie Sorgen und Bedenken ganz deutlich aus!

 

Wichtig hierbei: Erneut die Ich-Perspektive wählen!

 

 

 

Durchschauen Sie die Magersucht!

Dies ist einer der schwierigsten Punkte überhaupt. Sie müssen lernen abzuwägen wann nun die Betroffene selber mit Ihnen spricht und wann es die Magersucht tut.

Magersüchtige reagieren schnell gereizt, wenn man sie auf ihr Körpergewicht anspricht und sagen Dinge, die sie nicht so meinen.

Versuchen Sie nicht alles persönlich zu nehmen, aber sprechen Sie auch ganz deutlich aus, was Ihnen nicht passt.

 

 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sehr ich es hasste kontrolliert zu werden. Heute weiß ich, dass es notwendig war.

Eine Magersüchtige kann Ihnen viel erzählen, doch sie sind wahre meister im Ausreden erfinden!
Passen Sie jedoch auf, dass die Kontrolle nicht ausartet. Es könnte passieren, dass sich die Betroffene völlig von Ihnen abwendet.

Geben Sie zu verstehen, dass Sie die Betroffene lieben und darum etwas strenger mit der Kontrolle sein müssen.

Am Besten wäre es, wenn Sie gemeinsam mit ihr bestimmte Regeln aufstellen, die auch eingehalten werden müssen. (z.B. alle 2 Tage eine Gewichtskontrolle)

 

 

Halten Sie Kontakt!

Magersucht ist eine einsame Zeit. Wenn sich die Betroffene nicht mehr bei Ihnen meldet, bedeutet dies NICHT, dass sie nichts mehr von Ihnen wissen will.

Sie ist einfach sehr mit sich selbst beschäftigt und schämt sich oft, sodass sie keinen sehen will. Das hat nichts mit Egoismus zu tun!
Lassen Sie nicht locker! Rufen Sie regelmäßig an und erkundigen Sie sich über ihre Gesundheit.

Das Gefühl gebraucht und geliebt zu werden ist in dieser Zeit das wichtigste.

 

 

Zeigen Sie Verständnis bei Verweigerung der Körpernähe!

Dies gilt vor allem für die Lebenspartner von Betroffenen.

Ich konnte damals nichts mehr ausstehen als körperliche Zuwendung. Das muss nicht auf jede Magersüchtige zutreffen, doch in den meisten Fällen ist dies so. Seien Sie nicht eingeschnappt, sondern zeigen Sie Verständnis. Magersüchtige kommen mit sich selbst und ihrem Körper nicht klar.

Es ist verständlich, dass sie in dieser Zeit keinen Gefallen an Sex finden kann, wenn sie sich vor ihrem eigenem Körper ekelt. Das hat jedoch nichts mit Ihnen zu tun!

 

 

Halten Sie sich nicht für klüger!

Das ist ein Punkt, der mir besonders wichtig erscheint. Wie oft haben mir andere Leute gesagt, sie wüssten genau wie es mir geht und was ich fühle...
WOHER sollten die das wissen?!!

Erklären Sie einer Magersüchtigen nicht, Sie WÜSSTEN wie sie sich fühlt und was sie durchmacht. Auch wenn Sie sich noch so bemühen und anstrengen – Sie wissen es nicht.
Die Betroffene allein weiß es!!!

 

 

...das wären bloß ein paar Punkte, die mir wichtig erscheinen.

 

ABER: Diese Punkte trafen auf mich zu und heißen nicht, dass sie auch haargenau auf alle Magersüchtigen zutreffen. Jeder Mensch ist anderes!

 

Ich wollte lediglich einige Punkte als Anregung zum Nachdenken geben!!!