Tipps für Betroffene

 

Bezüglich des Essens:


Als ich meine Nulldiät aufgab und wieder anfing geringe Mengen an Nahrung zu mir zu nehmen, hatte ich immer gewaltige Bauchschmerzen, da sich mein Magen ausdehnte.


Ich machte bei meiner Ernährung folgende Erfahrungen:

 

  • Anfangs KEIN Brot essen
    Der Magen dehnt sich bei der Verdauung von Brot (egal ob Schwarz- oder Weißbrot) noch mehr aus und verursacht größere Schmerzen. Am schlechtesten für den Magen ist warmes Brot.

 

  • Suppen sind optimal
    Sie ist Nahrung und Flüssigkeit in Einem. Außerdem beugen warme Speisen gegen die Kälteempfindlichkeit vor.

 

  • Babynahrung
    Das Immunsystem während der Magersucht ist sehr geschwächt und anfällig. Bei Babynahrung kann man sich sicher sein, dass keine Schadstoffe und Pestizide in der Nahrung vorhanden sind. Außerdem ist sie leicht verdaulich.

 

  • Langsam essen!
    Besser öfter essen, dafür kleinere Mahlzeiten!
    So ist es für den Körper leichter sich wieder an Nahrung zu gewöhnen.

 

  • Viel Obst und Gemüse
    BIO ist hier das Stichwort! Es muss unbehandelt sein! (siehe Babynahrung)
  • Vorsicht bei Milchprodukten
    Milchprodukte sind bei einer gesunden Ernährung unverzichtbar, da sie viel Kalzium enthalten. Anfangs sollte jedoch Joghurt und fetthaltiger Käse (ab 30% Fett i.Tr.) gemieden werden. Diese verursachten bei mir ebenfalls große Schmerzen.
    Buttermilch hingegen sollte in geringen Mengen aufgenommen werden, da sie leichter verdaulich ist.
  • Eventuell Vitaminpräparate
    Sind als Kapseln, Brausetabletten, Säfte, etc. erhältlich. Fragen Sie zur Sicherheit Ihren Hausarzt.
  • Warme Speisen
    Auf warme Speisen (bis auf Suppe) verzichtete ich anfangs, da ich dann nicht ein solches Völlegefühl verspürte.
  • Mitschrift
    Ich führte eine Art Essens-Tagebuch. Darin waren Datum, Gewicht, Mahlzeiten & Flüssigkeitsmengen vermerkt. Alle 2 Wochen verglich ich auch meine neuen Körpermaße. So hatte ich immer Überblick über meine Erfolge und natürlich auch Niederlagen.
    Meine Gewichtsentwicklung zeichnete ich in ein Diagramm ein, um sie noch besser zu veranschaulichen.

 

 

 

Bezüglich der Ängste:

 

  • Nicht gleichmäßig zunehmen
    Ich hatte ständig die Sorge, dass ich nicht gleichmäßig zunehmen würde. Wie furchtbar würde ich aussehen, wenn alles an meinem Bauch und meinen Hüften hängen bliebe?!!
    Diese Angst war jedoch unnötig, da es UNMÖGLICH ist, nur an gewissen Stellen zuzunehmen.
    Immerhin nimmt man ja auch überall gleichmäßig ab, und somit nimmt man auch überall wieder gleichermaßen zu! Glaubt mir!!!

 

  • Hungergefühle und Fressattacken
    Als ich wieder anfing zu essen meldeten sich mit der Zeit gewaltige Hungergefühle. Ich konnte fast nicht mehr aufhören zu essen.
    Ich aß und aß, sodass ich mich oft übergeben musste. Dieses Verhalten ist jedoch völlig NORMAL und eine natürliche Phase im Heilungsprozess.
    Dasselbe Verhalten macht sich auch nach großen Hungersnöten bemerkbar. Der Körper holt sich in dieser Phase vieles zurück, was ihm lange entbehrt wurde.
    Auch wenn diese Phase alles andere als angenehm ist...sie geht vorüber, ganz bestimmt. Meine Fressattacken meldeten sich meist Nachts, da ich den ganzen Tag über damit beschäftigt war meine Kalorienzahl "einzuhalten".

 

  • Verrückte Gefühlswelt
    Leider muss man es zugeben: Magersucht ist eine gefühlstaube Zeit!
    Als ich dann nach langem wieder einigermaßen bei Kräften war, hatte ich oft große emotionale Gefühlsausbrüche! Sie waren oft so heftig, dass sie mir Sorge bereiteten. Sie kamen ohne besonderen Grund und waren oft genauso schnell wieder fort.
    Ich weiß nicht weshalb dies geschieht, doch im nachhinein muss ich sagen, dass es eine "schöne" Zeit war. Ich verstand es wieder was es hieß zu FÜHLEN und zu LEBEN.

    Ich kann gar nicht nachzählen, wie viele Stunden und Taschentücher diese Gefühlsausbrüche kosteten, doch es war wirklich befreiend. Ich denke ihr werdet das im nachhinein genauso beurteilen wie ich.

 

  • Scham nach dem Essen
    Nach dem Essen fühlte ich mich oft schuldig und schämte mich für meine "Schwäche". Ich fühlte mich ganz einfach total FETT, da sich mein Bauch nach dem Essen immer so aufblähte und deshalb zog ich mich meist in mein Zimmer zurück. Ich hatte Angst anderen Menschen zu begegnen, da sie sicherlich bemerken würden, dass ich gegessen hatte.
    Doch dieses Verhalten war völlig unnötig! Magersüchtige sollten eher stolz auf sich sein etwas gegessen zu haben, als sich dafür zu schämen!!!
    Ich weiß es ist nicht einfach! Doch wenn ihr euch wirklich total unwohl fühlt, dann zieht ganz einfach weite Kleidung an, dann bemerkt es ganz sicher niemand, auch wenn der Bauch noch so aufgebläht ist!
    Das Aufblähen verschwindet, sobald sich der Magen wieder an Nahrung gewöhnt. Also lasst nicht locker! Es kann nur besser werden!